#06 Stressdynamik 2: sei perfekt!

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Beim Antreiber sei perfekt! geht es um das Bestreben fehlerfrei zu sein. Das Bedürfnis sein Ding gut machen zu wollen ist wohl ein ganz natürliches Bedürfnis. Wenn Menschen jedoch anfangen, sich darin zu verlieren, dann nimmt das ganze ein Ausmaß an, das auf Dauer keinen der Beteiligten so richtig glücklich macht. Hier erfährst Du, wo Grenzen liegen und wie Du gegebenenfalls einen besseren Umgang mit dem Antreiber sei perfekt! finden und dadurch auch inneren Stress abbauen kannst.

 

HIER KANNST DU IN DIE FOLGE REINHÖREN

1. „Nur wenn ich perfekt bin, bin ich okay“

Das steckt hinter diesem Glaubenssatz

Eine Person, die den Antreiber sei perfekt! verinnerlicht hat geht davon aus, dass sie als Person nur dann okay ist, wenn sie perfekt ist. Sie lässt sich von dem Glauben leiten keinen Fehler machen zu dürfen. Sie ist nämlich davon überzeugt, dass wirklich nur eine einwandfreie Leistung dazu führt gemocht und geschätzt zu werden.

 

Stressdynamiken treten unter spezifischen Rahmenbedingungen auf

Manchmal zeigt sich solch eine Dynamik vielleicht nur im beruflichen Umfeld oder gegenüber einer oder mehrerer bestimmter Personen.

Es kann z.B. gut sein, dass eine Person im Job gerade intensiv vom Antreiber streng dich an! geplagt wird. Zum Beispiel weil sie gerade in eine neue Rolle hineinwächst. Dort soll sie eventuell mehrere neue Aufgaben übernehmen, mit denen sie sich noch nicht so vertraut fühlt. Es kann gut sein, dass sich dieser Antreiber im Beziehungs- oder Familienleben so gar nicht zeigt. Oder er zeigt sich deutlich weniger oder vielleicht gar nicht mehr, wenn die Person eine gewisse Routine in ihrer neuen Rolle im Job gewonnen hat.

 

2. So ergeht es einem Menschen mit sei perfekt! auf dem Weg zum Ziel

Wer Perfektion anstrebt, verpasst es, die Fülle des Lebens zu genießen

Menschen mit diesem Antreiber fokussieren sich sehr stark auf das, was noch fehlt, um ein einwandfreies Ergebnis abzuliefern. Sie sind oft sehr verkopft. Es fällt ihnen deshalb nicht so leicht sich auf das einzulassen, was jetzt im Moment gerade stattfindet – dadurch entgehen ihnen wahre Genussmomente. Die würden ihnen allerdings wahre Energie und Freude spenden – wären sie in der Lage, sie wahrzunehmen.

Menschen mit diesem Antreiber sind häufig unzufrieden mit sich selbst, weil sie sich auf Mangel konzentrieren. Sie haben ihren Fokus intensiv auf das gerichtet, was noch fehlt – und das zieht in aller Konsequenz unangenehme Gefühle nach sich. Das Unwohlsein, das Gefühl, nicht fertig zu sein, das Aushalten müssen, dass da noch was fehlt – das stresst sie und das strahlen sie auch entsprechend aus. Was Menschen denken und fühlen hat nämlich einen großen Einfluss auf ihre Haltung: die Art und Weise, wie sie von außen wahrgenommen werden.

 

Die Gedanken schwirren in der Zukunft umher, anstatt im Hier und Jetzt

Wenn sich also Menschen mit dem Antreiber sei perfekt! nicht wohl fühlen, weil sie zu sehr damit beschäftigt sind, nach besseren Lösungen für ihre eigenen Themen zu suchen, wirken sie nicht sehr präsent. Sie verpassen es oft, sich im gegenwärtigen Moment voll und ganz auf andere Menschen einzulassen. Sie können ihre eigenen Gedanken nicht so leicht loslassen und sich stattdessen an anderen Menschen und deren Themen interessieren.

Eine gute Beziehung zu anderen Menschen zu pflegen wäre allerdings genau das, was ihnen gut tun würde. Es ist nämlich genau das, was sie eigentlich suchen: geschätzt und als Mensch angenommen zu werden. Das bekommen sie aber umso weniger, je mehr sie sich auf Leistung konzentrieren.

Menschen mit einem sei perfekt! Antreiber haben früher sehr wahrscheinlich nicht viel Rückmeldung dazu erhalten, dass sie durch ihr reines Sein wertvoll für andere Menschen sind: dass sie aus der simplen Tatsache Mensch zu sein auch ordentlich etwas für ihren Selbstwert ziehen können.

 

Der Glaube perfekt sein zu müssen verselbständigt sich immer mehr

Der Grund dafür, dass Menschen einen sei perfekt! Antreiber entwickelt haben ist, dass die Menschen tief in sich drin davon überzeugt sind, in ihrer Art nicht liebenswert zu sein. Würde man sie das fragen, würden sie es tendentiell eher verneinen. Tatsächlich ist das aber das ist der Kern, um den es sich dreht.

Weil sie glauben als Mensch nicht liebenswürdig zu sein, versuchen sie den Teil ihres Selbstwertes, den sie aus ihrem Menschsein ziehen könnten, durch Leistung zu kompensieren. Oftmals liefern sie dann tatsächlich auch fantastische inhaltliche Ergebnisse ab. Doch das hilft ihnen nicht, um den Stress abzubauen, der tatsächlich an ihnen nagt: der Glauben, als Mensch nicht liebenswürdig genug zu sein.

Gerade weil sie sich so stark auf Leistung konzentrieren geben sie anderen Menschen kaum die Chance, sich mit ihnen im Herzen verbunden zu fühlen.

Sie erzeugen durch ihr Verhalten eher Neid. Und sie schrecken andere Menschen durch ihren hohen Anspruch an sich selbst und an andere eher ab. Andere denken dann nämlich “da kann ich eh nicht mithalten” und die wenden sich mit der Zeit sogar eher ab.

Auf diese Weise entsteht ein Teufelskreislauf: denn wenn andere Menschen sich abwenden und dem “Perfektionisten” die kalte Schulter zeigen, dann meint der, sich noch perfekter verhalten zu müssen. Die Negativ-Spirale beginnt sich auf diese Weise immer weiter nach oben zu schrauben.

 

3. Daran erkennst du Menschen mit dieser Stressdynamik

Man fühlt sich in ihrer Anwesenheit schnell ’nicht gut genug‘

Man erkennt Menschen mit dem Antreiber sei perfekt! daran, dass man selbst eine Tendenz hat zu glauben, ihnen nicht das Wasser reichen zu können.

Man erkennt sie auch daran, dass sie sich häufig rechtfertigen. Wenn die Arbeit, die sie getan haben, nach ihrem Empfinden nicht perfekt genug ist, dann kritisieren sie sich am liebsten selbst. So können sie vermeiden, dass andere das tun – und das würde sie furchtbar kränken.

Wenn tatsächlich jemand einen Fehler bei dem entdeckt, was sie geleistet haben, dann empfinden sie das als äußerst blamabel. Sie können sich dann dafür selbst nicht leiden. Fast ist es so, als würden sie anderen Menschen einen Freifahrtschein dafür erteilen, sie für dieses Missgeschick tatsächlich auch abstrafen zu dürfen.

 

Der Antreiber sei perfekt! kann bei anderen Neid und Missgunst erzeugen

Im Team ist es so, dass sie vergleichsweise weniger Kontakt zu anderen Menschen leben, weil der Fokus schwerpunktmäßig auf Leistung liegt und nicht auf Beziehung. Wenn die Person mit dem Antreiber sei perfekt! richtig gute Arbeit macht, dann kann es sein, dass andere regelrecht darauf aus sind, ein Haar in der Suppe zu finden. Eventuell ziehen sie sogar irgend etwas an den Haaren herbei – obwohl das vielleicht schon gar keinen Sinn mehr ergibt.

 

Auch anzutreffen: “Alles egal” statt Perfektion

Auch beim Antreiber sei perfekt! gibt es noch eine sogenannte Konterdynamik. Das heißt, die Menschen, die diese Konterdynamik verfolgen, die haben das Gefühl, mit ihrer Perfektion nicht weiter zu kommen. Man erkennt sie daran, dass sie zynisch geworden sind. Es kann gut sein, dass sie es aufgegeben haben perfekt sein zu wollen. Weil es hoffnungslos zu sein scheint, verhalten sie sich nach dem Motto “ist eh alles egal” und “jaja, dann versucht Ihr nur mal Euer Glück” – dadurch fühlen sich wiederum andere Perfektionisten herausgefordert.

 

4. Über diese Stärken verfügen Menschen mit sei perfekt!

Oftmals liefern die Menschen mit diesem Antreiber einwandfreie Ergebnisse ab. Insgesamt kann man an ihnen auch feststellen, dass sie sich sehr gut strukturieren und planen können. Sie haben ein sehr gutes Gespür für Vollkommenheit und können hervorragend mit Komplexität umgehen – genau darin möchten sie auch gesehen werden.

Wenn jemand zu ihnen kommt und etwas sagt wie “lass doch mal 5 gerade sein” oder “das braucht doch nicht perfekt zu sein” – dann fühlen sich diese Personen allerdings nicht gesehen in dem, was sie wirklich gut können. Sie suchen nach Anerkennung für das, wo hinein sie ihre ganze Energie investieren. Für einen solchen oder anderen gut gemeinten Ratschlag können diese Personen ihre Mitmenschen schon auch mal mit Verachtung strafen. Es fühlt sich für sie extrem unangenehm an, etwas zu einem Ende bringen zu müssen, was nicht sämtliche Details beinhalten darf, die zu einem brillanten Ergebnis beitragen. Das empfinden sie dann schnell, als wäre gleich alles sinnlos.

 

5. Hinweise für einen konstruktiveren Umgang

Alle Menschen haben das Bedürfnis, in ihrer guten Absicht gesehen zu werden

Wir würden in unserer Gesellschaft dann am entspanntesten und glücklichsten miteinander leben, wenn wir alle versuchen würden, unsere Mitspieler in ihrer guten Absicht zu sehen. Wenn wir davon überzeugt wären und entsprechend fühlen würden, dass es jede und jeder auf seine Art und Weise im Grunde eigentlich gut meint – dann würden wir wohl in einer sehr friedlichen Welt leben.

 

Das Hauptaugenmerk auf die Leistung zu legen wäre kontraproduktiv

Wenn du etwas in der Art bewirken möchtest, wie du einer Person mit sei perfekt! begegnest, dann erteile ihr positive Rückmeldung: und zwar dann, wenn sie sich gerade von ihrer menschlichen, zugewandten Seite zeigt. Dieser Person hilft es nämlich ein Signal darin zu erhalten, dass sie genau dafür geschätzt wird. So kann sie es sich bewusst machen und verinnerlichen.

 

Selbsterkenntnis ist die halbe Miete

Am hilfreichsten ist es, wenn eine betroffene Person einsieht, dass sie mit ihrem Verhalten eher Stress generiert anstatt Stress abzubauen. Zum Beispiel indem sie erkennt, dass Menschen sich tatsächlich eher abwenden anstatt sich für sie zu interessieren – und zwar nicht nur auf der Beziehungsebene, sondern auch auf der inhaltlichen. Wenn der Antreiber sei perfekt! intensiver ausgeprägt ist, kann es nämlich gut sein, dass irgendwann auch das Interesse an ihren Themen schwindet – auch wenn die theoretisch interessant wären, einfach weil es insgesamt an menschlicher Bezogenheit mangelt.

Wichtig ist für Menschen mit sei perfekt! deshalb, dass sie sich den Unterschied zwischen Verhalten und Sein bewusster machen. So können sie anfangen sich dabei zu beobachten, wie sie anderen Menschen begegnen.

 

Ermutigungen helfen, um alternative Handlungsoptionen zu erkennen

Wenn eine Person den Antreiber sei perfekt! an sich selbst entdeckt, ist das schon mal die halbe Miete. So kann sie sich im Sinne einer gewinnbringenderen Haltung mit folgenden Sätzen zum Beispiel selbst ermutigen: “Es ist okay, dass ich mein Bestes gebe. Gleichzeitig bin ich in der Art und Weise wertvoll, wie ich anderen Menschen begegne.“ „Ich darf mir auch Fehler erlauben und daraus lernen – das macht mich menschlicher.”

 

Unter dieser Voraussetzung bist du von Antreiberverhalten erlöst

Ich habe schon im vorherigen Blogartikel #05 Stressdynamik 1: streng dich an! beschrieben, dass es aussichtslos ist, einen Antreiber loswerden zu wollen. Vielmehr geht darum, sich der eigenen Antreiber bewusst zu werden, um dann einen guten Umgang mit ihnen finden und Stress abbauen zu können.

Erlöst bist du vom Antreiberverhalten sei perfekt!, wenn du spürst, dass du einen souveränen Umgang mit Fehlern gefunden hast: wenn du erkennst, dass Fehler sogar wertvoll sind, weil du aus ihnen etwas lernen kannst. Für eine Person mit sei perfekt! ist es empfehlenswert das Pareto-Prinzip zu berücksichtigen: es besagt, dass es bei einer Menge von 100% Arbeit ausreicht, den Fokus auf die wichtigsten 80% zu richten. Wenn du dazu noch entschließt, dich für Kritik öffnen, weil sie dich weiterbringen kann, dann ist das hilfreiche Grundlage.

Wenn du versuchst, dich 100%ig vorzubereiten dann steigt gleichzeitig die Angst, Fehler zu machen. Denn dann fließt so viel Energie in Fehlerfreiheit, dass eigentlich erst recht keiner passieren darf. Umso schmerzhafter ist es allerdings, wenn dann doch einer passiert.

 

6. Die Entstehung des Antreiber sei perfekt!

Menschen mit dem Antreiber sei perfekt! sind als Kinder von ihren Bezugspersonen wahrscheinlich vordergründig für ihre Leistung bewertet worden – egal ob im positiven oder im negativen Sinne: “Das hast du toll gemalt” und “das hast du prima gebaut” oder “schade, wenn du dich ein bisschen mehr angestrengt hättest, hättest du eine eins bekommen.”

Bei der Erziehung unserer eigenen Kinder ist es deshalb wichtig, dass wir nicht die Leistung bewerten, sondern dass wir das Wiederspiegeln, was uns an ihnen als Individuum anspricht.

Anstatt sie zu loben oder sie zu bewerten ist es deutlich konstruktiver etwas zu sagen wie “Wow! Mir fällt auf, dass du diesmal in deinem Bild ganz unterschiedliche Rottöne verwendet hast” oder “ich sehe, dass du mittlerweile richtig viel Übung darin hast, ein stabiles Fundament für deine Türme zu bauen”.

Es geht darum, sie in dem, was sie persönlich ausmacht und wie sie sich ganz individuell entwickeln, wahrzunehmen und sie darin zu spiegeln. Es ist wichtig das zu verstehen, wenn du willst, dass deine Kinder im Erwachsenenalter aus beidem etwas ziehen können: aus dem, was sie als Mensch zu geben haben und aus dem, was sie leisten.

 

 

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