#05 Stressdynamik 1: streng dich an!

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In diesem Artikel stelle ich dir ein Konzept vor, mit dem du herausfinden kannst, mit welchen unbewussten Gewohnheiten du dir in stressigen Situationen möglicherweise selbst im Weg stehst. Es handelt sich dabei um das Antreiberkonzept vom Transaktionsanalytiker und klinischen Psychologen Tabi Kahler.

 

HIER KANNST DU IN DIE FOLGE REINHÖREN

1. Stressdynamiken sind das Ergebnis einer tiefer zugrunde liegenden Angst

Bedeutsame Ziele verunsichern uns

Im letzten Blogartikel habe ich beschrieben, warum wir uns alle in bestimmten Situationen selbst im Weg stehen. Eine Methode, die sich gut nutzen lässt, um einen konstruktiven Umgang mit stressigen Situationen zu finden, liefert das Antreiberkonzept. Es besagt, dass wir uns ungünstig verhalten, sobald wir ein Ziel verfolgen, das uns wirklich wichtig ist.

 

Mit Verunsicherung stehen wir uns selbst im Weg

Grund dafür ist das Erleben von innerem Streß – und dieser ist getriggert von einer tief zugrunde liegenden Angst, das gewünschte Ziel nicht erreichen zu können. Dieses ungünstige Verhalten ist uns normalerweise nicht bewusst. Es bewirkt allerdings, dass wir das, was uns in diesem Lebenskontext gerade wichtig ist allerdings so genau nicht erreichen.

 

2. Das Antreiberkonzept beschreibt 5 Stressmuster, die häufig vorzufinden sind

Insgesamt gibt es 5 Antreiber

Streng dich an!

Sei perfekt!

Beeil dich!

Mach’s recht!

Sei stark!

Ich beschreibe sie in diesem und in den nächsten 4 Blogartikeln alle einzeln und etwas ausführlicher. So erfährst du, woran du einen Antreiber erkennst – und auch, wie du lernen kannst, einen konstruktiveren Umgang mit ihm zu finden.

 

Wir stehen uns alle auf irgend eine Weise selbst im Weg

Wenn du verstehen möchtest, warum wir uns alle früher mal unproduktivere Verhaltensweisen angewöhnt haben, lies gern meinen 4. Blogartikel. Darin erfährst du auch, inwiefern die Neurowissenschaft belegt, dass es mit etwas Übung durchaus möglich ist, destruktivere Verhaltensweisen durch produktivere zu ersetzen.

 

4 Dinge, die du brauchst, wenn du wirklich etwas ändern möchtest

Eine destruktive Verhaltensweise lässt sich allerdings mit etwas Übung in konstruktivere Bahnen leiten. Und zwar:

  1. wenn du ein Bewusstsein dafür entwickelt hast, dass du dir eine ungünstige Gewohnheit angeeignet hat
  2. wenn du die Erkenntnis gewonnen hast, dass du dir mit diesem Verhalten beim erreichen eines bedeutsamen Ziels selbst im Weg stehst
  3. wenn du deshalb den Willen aufbringst, dich anders auszuprobieren. Oft wirkt es erstmal befremdlich, wenn man ein neues Verhalten ausprobieren möchte. Menschen reagieren darauf deshalb oft erstmal skeptisch.
  4. Es funktioniert allerdings nur mit Mut: du musst ins kalte Wasser springen, wenn du neues Verhalten ausprobieren möchtest – denn nur so kannst du erfahren, dass es sich tatsächlich auch bewährt.

 

Auch in Stressdynamiken kannst du Ressourcen finden

Angenommen, du erkennst dich zum Beispiel in einem bestimmten Antreiberverhalten wieder – dann kannst du dich gleichermaßen darauf verlassen, dass du auch über bestimmte Stärken verfügst. Diese kannst du wiederum gezielt nutzen, um zum Beispiel eine andere Haltung anzustreben: eine, die konstruktiver ist als die, mit der du dich gerade selbst zu boykottieren scheinst.

 

3. Antreiber 1: Streng dich an!

  3.1.  “Nur wenn ich mich anstrenge bin ich okay”

Eine Person, die diesen Antreiber hat, hat verinnerlicht, dass sie sich anstrengen muss, damit sie sich okay fühlen kann. Eigentlich befürchtet sie ganz tief in sich drin, dass sie ihr Ziel nicht erreichen wird. Und um sich dennoch okay zu fühlen, strengt sie sich allerdings ganz besonders an. Sie will es einfach versuchen. Was sie anpackt, kann nicht einfach sein – gerade oft dann nicht, wenn es tatsächlich leicht gehen könnte.

 

  3.2. So ergeht es diesen Menschen auf dem Weg zum Ziel

Einer solchen Person fehlt eine Idee dafür, dass sie Herausforderungen auch mit Leichtigkeit bewältigen kann. Ihr ist in der Regel nicht bewusst, dass sie immer wieder davon ausgeht, das Rad neu erfinden zu müssen.

Wenn Menschen mit diesem Antreiber etwas neues ausprobieren, dann sind sie zunächst sehr aktiv und euphorisch, aber dann wird es zunehmend anstrengender. Sie empfinden allmählich mehr und mehr Leistungsdruck und so langsam tauchen Zweifel an ihrer eigenen Fähigkeit auf. Weil diese Zweifel an sich selbst auftauchen, versucht sie sich noch mehr anzustrengen.

Das vertrackte an diesem Antreiber ist, dass sie sich immer wieder darin bestätigt sieht, sich anstrengen zu müssen: Das heißt, wenn Menschen ihr Ziel mit viel Mühe erreicht haben, denken sie, dass es das Ergebnis ihrer Anstrengung war. Wenn sie ihr Ziel nicht erreicht haben, dann sind sie sich sicher, dass es daran liegt, dass sie sich nicht genug angestrengt haben.

 

  3.3. Daran erkennst du Menschen mit dieser Stressdynamik

Du kannst Menschen mit diesem Antreiber daran erkennen, dass sie eher gequält sprechen als unbeschwert und frei. Sie benutzen Floskeln wie “Ich kann es ja mal versuchen”, “Puh, das ist schwer” oder “Wenn ich mich reinhänge, dann wird es schon klappen.”

Von außen betrachtet ist es so, dass jemand mit Streng dich an! eine Atmosphäre erzeugt, in der man die Anstrengung förmlich spüren kann. Es kann gut sein, dass du ebenfalls ein Gefühl von Anstrengung empfindest, wenn du mit einer Person zusammenarbeitest, die von diesem Stressmuster angetrieben wird.

Im Team erkennst diusie daran, dass man ihnen nicht so viel zutraut. Gibt man ihnen Impulse, um ihnen zu mehr Leichtigkeit zu verhelfen, können sie damit nicht gut konstruktiv umgehen

Konstruktiv beitragen kannst du in der Zusammenarbeit mit so einer Person zum Beispiel, indem du im Kontakt mit ihr eine wohlwollende und strukturierende Haltung einnimmst. Auf gut deutsch: wenn Ihr Euch gemeinsam an einem Zeitplan und entsprechenden (Teil-)zielen orientiert und wenn du dabei ein besonderes Augenmerk auf das Commitment deines Gegenübers legst – ein ausgereiftes Zeitmanagement gehört nämlich nicht zu dessen Stärke.

 

  3.4. Der Antreiber streng dich an! bringt auch Stärken mit sich

Eine Person mit diesem Antreiber verfügt in der Regel über ein ausgeprägtes Durchhaltevermögen. Solche Menschen sind begeisterungsfähig, interessiert und neugierig und packen neue Dinge mit viel Energie und Schwung an. Sie halten Durststrecken durch und sind sehr gründlich bei der Suche nach Möglichkeiten. Außerdem erklären sie sich oft bereit, freiwillig Aufgaben zu übernehmen.

 

  3.5. Hilfreiche Tipps

Wenn du von diesem Stressmuster betroffen bist, können dir folgende Hinweise helfen:

  • Realistische Ziele setzen: Oft setzen sich Personen, die vom Antreiber streng dich an! betroffen sind Ziele, die nicht unbedingt leicht zu erreichen sind. Sie erreichen sie deshalb nur mit großer Anstrengung – wenn überhaupt. Das wiederum führt dazu, dass sie glauben, sich noch mehr anstrengen zu müssen – oder dass sie sich eben nicht ausreichend angestrengt haben. Setze dir deshalb realistische Ziele!
  • Zeitmanagement: Sobald ein realistisches Ziel gesetzt ist, gilt es einen Plan zu entwickeln. Dabei hilft es, sich die Frage zu stellen: „Wie und in welchem Zeitraum kann ich das Ziel auch wirklich erreichen?“ Daran solltest du dich dann auch halten und der Versuchung widerstehen, nach Ausreden zu suchen.
  • Teilziele: Es hilft, wenn du dir das eigentliche Ziel in Meilensteine unterteilst. Erstens behältst du so besser den Blick für Wesentliches. Und zweitens kannst du auf diese Weise erste Erfolge einfahren. Das hilft dir zu verstehen, dass ein kleiner aber wesentlicher Schritt durchaus als Erfolgserlebnis verbucht werden darf. Das Vertrackte ist bei Menschen mit dem Antreiber Streng dich an!, dass sie eine Tendenz haben nicht zu spüren, was sie schon erreicht haben. Dabei ist genau das so wichtig, weil es ihnen neue Antriebskraft und Motivation verleiht. Außerdem können sie auf diese Weise einen gesunden Stolz auf sich selbst entwickeln. Es ist ein Gefühl, dass man tatsächlich lernen kann zu spüren.

 

Ermutigungen wirken dem Antreiberverhalten entgegen

Wenn du einen Streng-Dich-An-Antreiber an dir erkennst, dann darfst du dich immer wieder selbst ermutigen, indem du dir folgende Erlaubnisse selbst erteilst: “Ich darf meine Arbeit gelassen tun und vollenden. Ich darf dabei in meine spontane Leistungsfähigkeit vertrauen. Ich darf mich anstrengen, aber es ist auch wertvoll, wenn es leicht geht.”

 

  3.6. Auch anzutreffen: übertriebene Leichtigkeit statt Anstrengung

Bei jedem Antreiber gibt es auch eine Konterdynamik. Das bedeutet, dass eine Person mit dem Antreiber Streng Dich an! genau das Gegenteil von Anstrengung lebt. Auch dieser Dynamik liegt eine Befürchtung zugrunde, die da lautet: “ich kann es nicht schaffen”. Anstatt sich also intensiv zu bemühen, würde so eine Person versuchen, ihr Ziel mit einer übertriebenen Leichtigkeit zu erreichen. Vielleicht indem sie sich an dem Motto orientiert “ist doch eh alles nicht wichtig” oder “Struktur ist nur etwas für Detailfanatiker”.

 

4. Ein guter Umgang mit Antreibern

Es ist so gut wie aussichtslos, Antreiberverhalten zu vermeiden

Egal um welchen Antreiber es sich handelt: ein erster wichtiger Schritt ist schon getan, sobald du dir das ungünstige Verhalten bewusst gemacht hast. Ab jetzt weißt du, womit du dir selbst im Weg stehst auf was es zu achten gilt. Sei dir dessen bewusst, dass es nie darum gehen kann, Antreiberverhalten zu vermeiden – das scheint aussichtslos. Es geht eher um die Tatsache anzuerkennen, das es so ist – und einen guten Umgang damit zu finden.

 

Unter dieser Voraussetzung bist du von Antreiberverhalten erlöst

Wenn es dir mit der Zeit immer besser gelingt diesen konstruktiven Umgang mit dem Antreiber zu leben, dann spricht man von einer “erlösten Tugend”. Der Transaktionsanalytiker und Systemiker Bernd Schmid hat dazu mal gesagt “Jede Neurose ist letztlich ein noch unerlöstes Talent”. Damit ist gemeint, dass du das Gefühl, okay zu sein, nicht mehr ausschließlich an den Glauben koppelst, dich anstrengen müssen.

Erlöst zu sein bedeutet hier, dass sich der Antreiber zwar immer wieder in unterschiedlichen Kontexten bemerkbar machen wird. Aber du kannst dann frei entscheiden, in welchem Ausmaß du dich – in diesem Fall – anstrengen möchtest. Im Idealfall setzt du dich quasi bewusster damit auseinander, was maßvoll ist und was nicht mehr.

 

Die eigenen Stärken ausleben zu können erhöht die Lebensqualität maßgeblich

Wirklich hilfreich ist es, dass Menschen mit dem Antreiber Streng dich an! etwas tun, worin sie ihre Stärken ausleben können. Dass sie etwas tun, was ihnen sinnvoll erscheint und wobei sie wirklich Freude haben – prinzipiell gilt das für alle Antreiber. Aber in diesem Fall wirkt das Ausleben der Stärken ein gutes Stück der Anstrengung entgegen, weil Stärken ja etwas sind, was einem leicht fällt, was naturgegeben ist.

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